"In Peoria wird die Herbitzheimer Kerb gehalten" 

Ein Bericht von CHRISTIANE DE ZALEWSKI erschienen in der  Saarbrücker Zeitung am 21.11.2000

Als bei Wack in Amerika Herbitzheimer Kerb war

Ein Amerikaner und ein Saarländer entdecken gemeinsame Vorfahren
hüben und drüben
Bill Gorman traf per Internet auf Alban Staab

Ihr gemeinsamer Vorfahr war Franz Koch aus Rubenheim, dessen Nachfahren teilweise nach Illinois auswanderten. Nun machten sich Bill Gorman und Alban Staab zusammen auf Spurensuche.

Bliesdalheim. "Nää" sagen kann er schon ganz gut. Aber wie man richtig im typischen Bliestaltonfall "ei joo" sagt, das will Bill Gorman auf jeden Fall noch lernen, wie er lächelnd versichert. Wir sitzen am Esszimmertisch von Alban Staab in Bliesdalheim, und vor beiden Männern stapeln sich Papiere, Namenslisten und Fotos. Ahnenforschung ist ein Hobby, das der Amerikaner und der Saarländer gemeinsam haben. Aber nicht nur das, auch ein gemeinsamer Name findet sich in ihren Stammbäumen: Franz Koch aus Rubenheim. Vielleicht wird Bill einmal so gut "ei joo" sagen können wie es vermutlich sein Urahn konnte, der von 1724 bis 1796 hier im Bliestal lebte und mit Anna Weber aus Herbitzheim verheiratet war . . . Bill Gorman aus Peoria im US-Staat Illinois und Alban Staab haben sich per Internet kennen gelernt. Anfang November kam der 60-jährige Amerikaner an die Blies, auf der Suche nach den Wurzeln seiner Herkunft. Der eifrige Internet-Surfer hatte vor einiger Zeit die Homepage von Gersheim entdeckt und sich in die dortige Gästeliste eingetragen. Er hoffte, so vielleicht jemanden auf sich aufmerksam zu machen, der ihm bei der Ahnenforschung weiterhelfen könne. Alban Staab, 50-jähriger Lehrer aus Bliesdalheim, konnte, und nicht nur das - er entdeckte auch den gemeinsamen Vorfahr Franz Koch. 
Der Amerikaner, der heute im US-Staat Colorado lebt, ist glücklich über seine Reise an die Blies. "Unglaublich weit" sei er mit seinen Forschungen hier gekommen, erzählt er in gutem Deutsch mit amerikanischem Akzent. Denn bis vor kurzem wusste er von seiner Urgroßmutter Anna Wierschem geborene Koch nicht viel mehr als den Namen. Jetzt konnte er mit Alban Staabs Hilfe sogar eine Kopie der Geburtsurkunde seiner Urgroßmutter auf dem Blieskasteler Standesamt entgegen nehmen. Anna Koch aus Erfweiler war die Nichte von Gertrauda Klammes geborene Koch aus Herbitzheim, die wiederum die Ururgroßmutter von Alban Staab aus Bliesdalheim war. Gertrauda war eine Urenkelin jenes Franz und die Enkelin von dessen ältestem Sohn Johann Peter Koch. Bill Gorman wiederum stammt aus der Linie des jüngsten Sohnes, Johann Georg Koch. Gertrauda war eine ungewöhnliche Frau. Sie war schon über fünfzig, als sie - etwa gleichzeitig wie auch ihre Nichte Anna - mit ihrem Mann Johann Klammes und vier Kindern nach Peoria auswanderte. Auf der Seereise starb ihr Mann, doch Gertrauda und ihre teils schon erwachsenen Kinder fassten offenbar schnell Fuß in der Neuen Welt, wie aus einem Briefwechsel zwischen ihr und ihrem Sohn Johann hervorgeht. Dieser Johann Klammes junior war in Bliesdalheim zurückgeblieben. In ihren Briefen schildert Gertrauda Einzelheiten des Lebens in Peoria am Fluss Illinois, das eine aufstrebende Stadt war. "Dieses Jahr wird wieder viel gebaut in Peoria. Drei Thaler in einem Tag verdient fast ein jeder hier, wer nur schaffen will. Jakob verdient als manche Tage vier Thaler. Vier Thaler sind nach deutschem Geld 16 Mark . . ." In einem Brief vom 4. November 1886 schreibt Gertrauda von einem besonderen Höhepunkt in Peoria: "Am Sonntag, den 14. wird bei Wack Herbitzheimer Kerb gehalten. Da wollt ich, dass Ihr auch hier währet . . . Ihre Wirtschaft geht gut. Sie haben schon vieles Geld gemacht . . ." Immer wieder wollte Gertrauda auch ihren Sohn Johann dazu überreden, ebenfalls mit seiner Familie auszuwandern. Dieser hatte zwar seine Mutter und Geschwister einmal in den USA besucht, doch kehrte er nach zwei Jahren in die Heimat zurück, wo er auch blieb. Seine Frau Elisabeth war nämlich der Meinung: "Was ich doo hann, weeß ich. Was ich dort hann, weeß ich net." Eine von sieben Töchtern dieses Johann Klammes, Katharina, war Alban Staabs Großmutter "Katche". Das Haus Nummer 37 in der Bliesdalheimer Hauptstraße war ihr Elternhaus. Und dort logierte jetzt auch Bill Gorman während seines Bliestal-Aufenthalts. "Ich fühle mich wie zu Hause hier", strahlt er und zeigt auf ein großes Einmachglas mit Zimtsternen. Er lobt "das gute deutsche Essen und die Freundlichkeit der Leute". Nur dass die Autofahrer hier auf den schmalen Straßen so rasen, das kann Bill Gorman nicht verstehen. 
Die Erinnerungen und die Zimtsterne werden ihn nach Colorado begleiten. Aber zuvor wird Bill Gorman noch Station in der Eifel machen. Von dort stammt nämlich ein anderer Teil seiner Vorfahren namens Wierschem. Alban Staab ist ebenfalls sehr zufrieden. Mit Bill Gormans Hilfe hat er schon einige seiner Klammes-Verwandten in den USA ausfindig gemacht. 
                                                                                                                           

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