Die Berufsbildende Schule Zweibrücken

eine Schule mit vielen Möglichkeiten

Unter der Bezeichnung BBS (Berufsbildende Schule) sind zahlreiche Schulformen zusammengefasst. An der BBS Zweibrücken gibt es insbesondere die Schulformen Berufsfachschule I und II, Berufsschule, Berufsoberschule I und II, höhere Berufsfachschule, Fachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe und das Berufsvorbereitungsjahr. Die Aufgabe der BBS besteht darin, die Schüler sowohl auf die beruflichen Anforderungen vorzubereiten als ihnen auch ein breites Allgemeinwissen zu vermitteln.

Jugendliche ohne Hauptschulabschluss können nach dem Berufsvorbereitungsjahr ihre Berufsreife erlangen und anschließend nach erfolgreichem Besuch der Berufsfachschule I und II mit der Mittleren Reife abschließen. Die Höhere Berufsfachschule steht Bewerbern mit Mittlerer Reife offen und führt sie nach zweijähriger Ausbildung zu einer schulischen Berufsqualifikation. Die Schüler wählen zwischen den Schwerpunkten Betriebswirtschaft, Hauswirtschaft, Gesundheitspflege, Fremdsprachen und Datenverarbeitung. Nach einer Zusatzprüfung und einem anschließenden, halbjährigen Praktikum oder einer Lehre kann auf diesem Weg auch die Fachhochschulreife erlangt werden. Der alternative Weg zur Fachhochschulreife läuft über die einjährige Berufsoberschule I. Aufnahmebedingungen sind die Mittlere Reife in Kombination mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Anschließend führt ein weiteres Jahr Berufsoberschule II zur allgemeinen Hochschulreife.

Zusätzlich zu den aufgezählten vollschulischen Bildungsgängen bietet die BBS Zweibrücken auch noch die Fachschulen für Altenpfege und Altenpfegehilfe an.

 

 

Berufsvielfalt bringt individuelle Lebensläufe hervor

Leitung der Berufsbildendenschule stellt Eigenverantwortlichkeit und
Selbstbestimmung als Ideale heraus

     Von Merkur-Mitarbeiterin Anna-Lena Kirch, 25. September 2007 

 

Die Berufsbildende Schule in Zweibrücken vereint eine Vielzahl von Bildungsgängen. Das umfassende Angebot lockt eine vielfältige Schülerschaft in allen erdenklichen Altersstufen an.

 

Zweibrücken. Klassen mit einer Altersspanne von zehn Jahren gehören an der Berufsbildenden Schule (BBS) in Zweibrücken zum täglichen Brot. Die Schülervielfalt hängt eng mit dem breitgefächerten Bildungsangebot zusammen. Von der Berufsreife bis zur allgemeinen Hochschulreife hält die BBS zahlreiche Abschlüsse bereit, die wiederum auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen sind. „Viele Schüler erhalten hier eine zweite Chance, weil sie hier unvoreingenommen behandelt werden", sagt Oberstudiendirektor Walter Rimbrecht. Wenn Schüler sich entschließen, noch einmal an die Berufsbildende Schule zu gehen, sind ihre Lebensläufe oft lang und verschlungen.

Der 27-Jährige Stephan Alt hat nach der zehnten Klasse das Gymnasium abgebrochen, anschließend eine Lehre zum Koch absolviert und bei der Bundeswehr als Koch gearbeitet. Nach mehrjähriger Berufstätigkeit bei einer Cateringfirma besucht er jetzt die Berufsoberschule I in Zweibrücken. "Ich möchte mein Fachabitur und Abitur nachholen. Vielleicht studiere ich dann Lehramt."

Die Schule ist mit 1734 Schülern und 91 Lehrkräften mit Abstand die größte Schule in Zweibrücken und wird jährlich mit 5,5 Millionen Euro vom Land finanziert. Um der Verantwortung gerecht zu werden, die eine solche Schülerzahl mit sich bringt, steckt die Berufsbildende Schule mitten in einem ständigen Optimierungs- und Verfeinerungsprozess und nimmt an zahlreichen Projekten in den Bereichen Qualitätsmanagement und eigenverantwortliches Lernen teil.

Manche wiederkehrenden Probleme wie Unterrichtsausfall konnten auf diese Weise bereits eingedämmt werden. Im Rahmen des Projektes erweiterte Selbstständigkeit an Schulen (PES) steht den Schulen ein gewisses Budget zur Verfügung, mit dem sie bei temporärem Lehrermangel aus einer Vertretungsdatenbank eigenständig Vertretungslehrkräfte „einkaufen" können. „Das können, Uni-Absolventen oder ehemalige Lehrerinnen mit Kindern sein. Je besser die Qualifikation der Leute, umso länger sind sie einsetztbar" erläutert Schulleiter Walter Rimbrecht das Prinzip des Projektes.


Modellversuch


Das Ideal von Selbstständigkeit spiegelt sich auch im Modellversuch zur Weiterentwicklung der Eigenverantwortung berufsbildender Schulen zur Entwicklung einer neuen Lernkultur (eiLe) wider. Zusammen mit drei weiteren Berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz soll die BBS Zweibrücken in vier Modellklassen ein selbstgesteuertes und selbstorganisiertes Arbeiten einführen. „Die Schüler sollen eigenständiger und projektorientiert arbeiten", erklärt Hildegard Knauf. „Bei manchen klappt das ganz gut, während andere Schüler nur unter Anwesenheit eines Lehrers auch tatsächlich arbeiten.

Eine von vier Modellklassen ist die Altenpflegeklasse von Hildegard Knauf. Im Sinne von „eiLe" hat die Klasse eigenständig eine Informationsbroschüre zu dem Thema Biografiearbeit erstellt. Die Broschüre richtet sich an Angehörige von Demenzkranken. „Wir wollen die Angehörigen dazu anregen, trotz Datenschutz persönliche Informationen aus der Vergangenheit ihrer pflegebedürftigen Angehörigen preiszugeben. Diese sind Informationen sind für der Pflegher wichtige Anhaltspunkte im Umgang mit seinem Patienten", erklärt Pflegeschülerin Bernadette Asbai. Diese Erkenntnisse können beispielsweise bei einer Beschäftigungstherapie Anwendung finden. „Wenn wir wissen, dass ein Patient früher Schreiner war, würden wir ihn dann beispielsweise keine Blumen binden lassen", fügt Bernadette hinzu.

Generell setzt sich auch an der BBS der Trend zu einem Ausbau des Beratungsangebotes und der Teamarbeit durch. Besonders im Berufsvorbereitungsjahr und in der Berufsfachschule I ist es unabdingbar, dass optimale Beratungsarbeit geleistet wird. Die Schüler dieser Bildungsgänge sind oft nicht freiwillig hier, sondern hätten lieber einen Ausbildungsplatz gehabt und mussten bisher viele Niederlagen einstecken", erklärt Rimbrecht, Um dieses Problem anzugehen, hat Hildegard Knauf für die Berufsfachschule I einen Beratungspass erstellt und einen Schülersprechtag eingeführt. Das Tutorensystem, das dieses Jahr in der Berufsfachschule I eingeführt wurde, bedient einen ähnlichen tieferen Sinn wie die übrigen Beratungsmaßnahmen. Alle Schüler haben mit jeweils zwei Lehrern ein Zielvereinbarungsgespräch, in dem Lehrer und Schüler einen Vertrag schließen. Die Jugendlichen sollen ihr Leben in die Hand nehmen und das Gefühl haben, dabei unterstützt zu werden. 
Um ihnen zu vermitteln, dass sie sinnvolle, praktische Arbeit tun, erstellen die Schüler im Berufsvorbereitungsjahr Klettergerüste und Torwände. Die Stadt wird es ihnen danken.

 

 

Der Pfälzische Merkur beleuchtet in einer Serie die einzelnen Ausbildungsmöglichkeiten an der BBS Zweibrücken.

 

      „Merkur“-Serie Teil 1: Ein Bericht von PETER FROMANN erschienen am 22. Januar 2004 

 

Einen ,,Job“ zu finden und schnell ,,Cash“ zu machen, das wird immer schwieriger, wenn man nichts gelernt hat. Viel lernen kann aber jedermann (-frau) an den Berufsbildenden Schulen in Zweibrücken.

Zweibrücken. Der Gesetzgeber schreibt in Deutschland eine zwölfjährige Schulpflicht vor. Nach zwölf Jahren kann der Schüler auf Gymnasien das Zeugnis der Reife erlangen, das zum Studium an Universitäten berechtigt. Es gibt aber auch viele andere Bildungswege, die letzten Endes über die Erlangung der Fachhochschulreife und des Vordiploms zum Studium an Universitäten führen können.

Das Bindeglied für das Studium an Fachhochschulen und Universitäten ohne Abitur bildet in Zweibrücken die Berufsbildende Schule in der Landauer Straße 22, die seit 2002 unter Leitung von Oberstudiendirektor Walter Rimbrecht steht. „Es gibt bei uns in der Tat eine Großzahl von Möglichkeiten, sich direkt für den Beruf zu qualifizieren oder eben als Voraussetzung dazu die Fachhochschulreife anzustreben“, betont Walter Rimbrecht gegenüber dem ,,Merkur“.

Schüler, die den Hauptschulabschluss besitzen oder die in der neunten Klasse von anderen Schulen abgehen, ohne das Zeugnis der Mittleren Reife zu besitzen, können in der Berufsbildenden Schule folgende Wege einschlagen: Entweder durch eine Lehrlingsausbildung (Azubi) mit Berufsschule, wie es schon immer im Dualen System vorgesehen war, ihren beruflichen Abschluss machen und auf dem weiteren Ausbildungsweg nach Erlangung der Mittleren Reife (qualifizierter Sekundarabschluss I) oder einer entsprechenden gleichwertigen Qualifikation die Berufsoberschule besuchen, die zur Fachhochschulreife führt.

Oder die Schüler können die Berufsfachschule besuchen, die die Mittlere Reife einschließt, anschließend die Höhere Berufsfachschule und nach einer Ergänzungsprüfung mit Praktikum so die Fachhochschulreife erlangen.

Schüler mit Hauptschulabschluss und Lehre, bzw. Berufstätigkeit können auch die Fachschule für Altenpflegehilfe besuchen. Haben sie eine Lehre abgeschlossen oder besitzen die Mittlere Reife, bietet sich bei Interesse der Besuch der Fachschule für Altenpflege an.

Schüler von Förderschulen, früher Sonderschulen, müssen ein Berufsvorbereitungsjahr durchlaufen, das zum Hauptschulabschluss führen kann. Wird der Hauptschulabschluss nicht erreicht, erfolgt über andere Maßnahmen die Einfädelung in eine entsprechende Berufsausbildung.

„Die Berufsbildende Schule bietet also ein weitgehend perfektes Ausbildungsprogramm für alle jungen Menschen an, egal welcher Leistungsstufe sie angehören“ betont Walter Rimbrecht. Niemand wird allein gelassen. Die Schulpflichtverpflichtung zwingt die Bildungsträger, vielfältige Ausbildungsprogramme anzubieten. Die Berufsbildende Schule in Zweibrücken kommt dieser Verpflichtung natürlich nach. Und das Angebot wird in allen Sparten gut angenommen.

Im Jahre 2003 besuchten die Berufsbildende Schule in Zweibrücken 1430 Schüler, von denen 826 Vollzeitschüler waren. In 73 Klassen unterrichteten 81 Lehrkräfte. Die Anmeldungen für 2004 laufen den ganzen Februar durch, wer die Anmeldefrist versäumt, kann sich auch später anmelden, kommt dann aber auf eine Warteliste, „die jedoch in der Regel noch zu einer Aufnahme im laufenden Jahr führt“, betont der Schulleiter. Das neue Schuljahr beginnt am 30. August.

 

 

Wenn Spätstarter durchstarten

Kleine Einführung in die Möglichkeiten der Berufsbildenden Schulen

 „Merkur“-Serie Teil zwei: Ein Bericht von PETER FROMANN erschienen am 24./25. Januar 2004 

 

Viele Pennäler möchten so schnell wie möglich das Kapitel Schule abhaken. Dabei kann der Schüler zwischen vielen Abschluss-Wegen wählen. Doch gerade Noten sind das "Sesam-Öffne-Dich" in der Berufswelt.

Zweibrücken. Sinn dieser kleinen "Merkur"-Serie soll es sein, Schüler und Eltern mit den Möglichkeiten bekannt zu machen, die die Berufsbildenden Schulen bieten, wenn der Schüler die Hauptschule durchlaufen hat oder eine Allgemeinbildende Schule besucht hat, ohne die Mittlere Reife erlangt zu haben.

Schüler beider Gruppen besitzen die Berufsreife, das bedeutet, sie können eine zwei- bis dreieinhalbjährige Lehre beginnen mit gleichzeitiger Berufsschule. Will der Schüler keine Lehre beginnen oder findet er keine Lehrstelle, bieten die Berufsbildenden Schulen die zweijährige Berufsfachschule an, deren erfolgreicher Abschluss den Erwerb der Mittleren Reife beinhaltet mit allen weiterführenden Möglichkeiten. Die Berufsfachschule I bietet Berufliche Grundbildung in Metalltechnik, Wirtschaft und Verwaltung, Gesundheit / Pflege, Hauswirtschaft / Sozialwesen und Elektrotechnik.

"Wer diese Klasse besteht, aber nicht den Notendurchschnitt erreicht, der zur Versetzung in die Berufsfachschule II erforderlich ist, bekommt ein Abschlusszeugnis, das bessere Voraussetzungen bietet, eine Lehrstelle zu finden, als der bloße Hauptschulabschluss", erklärt Hildegard Knauf. Die Oberstudienrätin ist für die Schul-Laufbahnberatung und für Öffentlichkeitsarbeit zu ständig und unterrichtet Englisch und Religion.

Wer den Noten-Durchschnitt drei erreicht, wobei in wenigstens zwei der Fächer Deutsch, Mathematik, Fremdsprache mindestens die Note befriedigend (drei) gegeben sein muss, kann die Berufsfachschule II besuchen. Am Ende, nach nun insgesamt zweijährigem Besuch der Berufsfachschule, besitzt er den Qualifizierten Sekundar I-Abschluss oder die Mittlere Reife. "Begabte Schüler können im Einzelfall die Berufsfachschule I überspringen und sogar eine Begabtenförderung erhalten", sagt Knauf.

Wer schon die zehnte Klasse einer Allgemeinbildenden Schule erfolgreich durchlaufen hat, besitzt die Mittlere Reife, genau wie die Schüler, die den Abschluss der Berufsfachschule II geschafft haben. Beide können jetzt zwei Jahre die weiterführende Höhere Berufsfachschule mit den Fächern Betriebswirtschaft, Datenverarbeitung und Fremdsprachen besuchen. Durch die Einführung von Wahlpflichtfächern und die Wahl von Schwerpunkten haben die Schüler in einem gewissen Umfang die Möglichkeit, die Lerninhalte entsprechend ihren Interessen und Neigungen zu wählen. Nach erfolgreichem Abschluss der Höheren Berufsfachschule können eine Ergänzungsprüfung und ein Praktikum zur Fachhochschulreife führen. Wer dann dort das Vordiplom erwirbt, kann sogar ein Studium an der Universität aufnehmen. Der Absolvent der Höheren Berufsfachschule ist staatlich geprüfter kaufmännischer Assistent für Betriebswirtschaft, beziehungsweise für Datenverarbeitung oder staatlich geprüfter Fremdsprachenassistent.
(Fortsetzung folgt.)

 

Der Lehrer als lebendes Beispiel


Merkur“-Serie Teil drei: Ein Bericht von PETER FROMANN erschienen am 30. Januar 2004 



Möglichkeiten des Zweiten Bildungsweges mit Mittlerer Reife an den Berufsbildenden Schulen

Es ist nie zu spät. Das gilt vor allem für die "Spätzünder". Sie gehörten in ihrer Schulzeit nicht zu den Klassenbesten. Das aber muss nicht unbedingt ein Leben lang ein Makel sein. Der Bildungsweg bleibt offen.

Zweibrücken. Unter den verschiedenen Berufsbildenden Schulen wie Zweibrücken, Pirmasens und Rodalben herrscht eine gesunde Wettbewerbssituation. Und wie das beim Wettbewerb so ist: Der Beste wird das Rennen machen. "Unsere Schule ist für den Wettbewerb gut gerüstet", betont Schulleiter Walter Rimbrecht. Verhandlungen laufen, das Angebot für die Schüler zu komplettieren und so noch attraktiver zu machen.

"Ein Schwerpunkt unserer Ausbildung liegt sicher im Bereich der Datenverarbeitung", betont Studiendirektor Hans-Dieter Dietz, "und in der Zielsetzung, jeden Schüler als Persönlichkeit zu akzeptieren." Ist es doch so, dass viele Menschen, die den zweiten Bildungsweg in Anspruch nehmen, einen Bruch in der Reifung aufweisen, ausgelöst durch Schwierigkeiten im Elternhaus oder anders bedingte Lebenskrisen, aus denen es während der regulären Schulzeit nicht gelang, sich zu lösen. "Zu unserem Lehrerteam ist vor längerer Zeit schon eine Sozialarbeiterin gestoßen", berichtet Dietz, der hier eine wichtige Funktion zufällt. Hinzu kommt ein spezielles Methodentraining für die Schüler, das sowohl die Urteilskraft schärft, aber auch hilft, die eigene Situation samt Stärken und Schwächen besser einzuschätzen.

Bildung ist nie ein Nachteil
Mit Mittlerer Reife gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Fachhochschulreife oder gar Hochschulreife zu erwerben. Nach einer zweijährigen Schulzeit in der Höheren Berufsfachschule ist die berufliche Ausbildung im kaufmännischen Bereich abgeschlossen. Die Bereiche Betriebswirtschaft, Datenverarbeitung und Fremdsprachen können in Zweibrücken gewählt werden. Nach einer Ergänzungsprüfung mit einem sechsmonatigen Praktikum ist die Fachhochschulreife erreicht. Eine zweite Möglichkeit für den, der gern zur Schule geht, ist, statt der Ergänzungsprüfung mit Praktikum in die Berufsoberschule (auch Fachoberschule genannt) mit der Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung überzuwechseln. Nach erfolgreichem einjährigen Besuch in Vollzeitform, gleichzeitige berufliche Tätigkeit ist ausgeschlossen, ist die Fachhochschulreife erlangt. "Wir haben beantragt, ein zweites Schuljahr in der Fachoberschule durchführen zu dürfen, das dann die Hochschulreife beinhalten würde", berichtet Walter Rimbrecht. Hier laufen also die Verhandlungen noch.

Wer mit Mittlerer Reife eine normale Lehre mit Berufsschule durchlief (dieses duale System gibt es ja schon immer), kann ebenfalls wie die Schüler der Höheren Berufsfachschule die Fachoberschule (Berufsoberschule) besuchen, um die Fachhochschulreife zu erwerben. In dieser Schulklasse treffen also gewissermaßen Praktiker mit abgeschlossener Berufsausbildung aus dem gewerblichen Bereich und mehr Theoretiker aus dem kaufmännischen Bereich zusammen.

Lehrer an der Fachoberschule, die zur Zeit in die Maerckerschule verlagert ist, ist Alois Kost, Oberstudienrat: "Ich bin auch auf dem zweiten Bildungsweg in meinen jetzigen Beruf gekommen", sagt er lachend, "und was mir früher vielleicht als Umweg erschien, heute stehe ich voll dazu." Ilka Hüther ist 18 Jahre alt, wohnt in Hornbach; sie schließt dieses Jahr ihre Berufsausbildung auf der Höheren Berufsfachschule im Bereich Betriebswirtschaft ab: "Ich bin mit Realschulabschluss hier zur Berufsbildenden Schule gekommen und schlage jetzt eine Verwaltungslaufbahn ein. Eine Stelle habe ich auch schon". Sandy Dorner ist 20 Jahre alt und wechselt jetzt nach dem Abschluss der Höheren Berufsfachschule zur Fachoberschule über. "Ich möchte gern noch zur Schule gehen", sagt sie, "danach vielleicht die Fachhochschule besuchen". Nach einem schweren Schicksalsschlag, der Vater kam zu Tode, zog die Familie von München hierher und hat jetzt in Zweibrücken Fuß gefasst. Man hat die Situation wieder im Griff, denn man muss sich nach vorn orientieren. Die Berufsbildende Schule Zweibrücken bietet insgesamt ein gut durchdachtes Bildungssystem an, das allen alle beruflichen Chancen bietet und öffnet. (Fortsetzung folgt.)

 

Die richtige Mischung machts

Mechatroniker: ein Beruf mit Zukunft - Neue Möglichkeiten in der Berufsbildenden Schule


Merkur“-Serie Teil vier: Ein Bericht von PETER FROMANN erschienen am 16. Februar 2004 

Mechatroniker - halb Mechaniker, halb Elektroniker - für diesen neuartigen Beruf ist die Zweibrücker Berufsbildende Schule gut vorbereitet. Zudem arbeite die Berufsschule mit der Fachhochschule zusammen.

Zweibrücken. Nicht jede Berufsbildende Schule ist in der Lage, die Berufsschule für den Beruf Mechatroniker anzubieten. Lehrkräfte sind meist Diplom-Ingenieure mit Lehrfähigkeit, in diesem Fall Studienräte bis hin zum Studiendirektor.

Abteilungsleiter für Gewerbe, Technik und Körperpflege in der Berufsbildenden Schule ist Diplom-Ingenieur Studiendirektor Hans Schwarm: "Wir als Berufsbildende Schule können uns gegenüber anderen Schulen gleicher Art nur durch Qualitätsangebote hervorheben."

Mechatroniker sei ein Beruf mit Zukunft, er beinhalte die Verknüpfung elektronischer, mechanischer und Daten verarbeitender Komponenten. Drei große Firmen böten in Zweibrücken diesen Lehrberuf an, der zum Beispiel die Konstruktion von Steuerungsanlagen für Produktionsstraßen zur Aufgabe habe. "In Zusammenarbeit zwischen unserer Schule und der Fachhochschule hier vor Ort bieten sich hochinteressante Perspektiven", betont Schwarm.

Sie seien in Gesprächen mit den Fachhochschul-Professoren der Mikrosystemtechnik, um den Beruf eines Mikrosystemtechnikers zu entwickeln, zu definieren und ins Leben zu rufen.

PC-Kenntnisse erforderlich

Die Ausbildungsschiene läuft über das schon immer bestehende Duale System mit Lehre und Berufsschule. Allerdings sei für Mechatroniker die Mittlere Reife Voraussetzung, Computerkenntnisse sind unbedingt erforderlich. Die Berufsbildende Schule ist im Besitz einer Steuerunganlage für eine Produktionsstraße, die direkt aus einer Fabrik stammt. Hier kann also das gesamte Aufgabengebiet eines Mechatronikers am praktischen Beispiel gelehrt und damit erlernt werden. Hier wäre es von Seiten der Politik unbedingt erforderlich, in die Ausbildung in den Betrieben zu investieren, um nicht auch hier ins Hintertreffen zu geraten. Mit zum Mechatroniker-Lehrteam gehören die Diplom-Ingenieure Matthias Herrmann und Helmut Keller. Besonders enger Kontakt mit den Firmen ist hier angesagt und Fortbildung unerlässlich.

Gepanzerte Limousine in der Schule

Der 16-jährige Herschberger Felix Gerhardt hat hier in Zweibrücken die Realschule erfolgreich besucht und ist jetzt Lehrling bei John Deere als Mechatroniker. "Den Beruf wollte ich schon immer erlernen", sagt er begeistert. Ebenso Stefan Buchheit, 17 Jahre alt. Er kommt aus Neualtheim, schloss erfolgreich die Realschule in Zweibrücken ab und durchläuft zurzeit ebenfalls eine Lehre als Mechatroniker bei Deere.

Schulleiter Walter Rimbrecht sucht mit den Mitarbeitern des PM die Kraftfahrzeugwerkstatt auf und weist auf drei tolle Autos hin, an denen sich die Lehrlinge mit neuster Technik vertraut machen können. Eine nagelneue gepanzerte Mercedes-Limousine mit schusssicherem Glas, an die 3,5 Tonnen schwer, die auf keine Hebebühne darf. "Sie wurde bestellt und nicht abgeholt", sagt der Schulleiter. Ein Turbodiesel steht auch bereit zum Studieren und ein BMW, natürlich mit Satellitenanlage und allen Schikanen. Also wer hier seine Ausbildung abschließt, kennt sich am Ende bestens aus, eben so, wie es sein soll.

"Die Autos werden der Schule vom Werk zur Verfügung gestellt, ganz im eigenen Interesse", sagt Walter Rimbrecht, "je umfassender die Ausbildung, desto besser Wartung und Reparatur." 
(Serie wird fortgesetzt)

 

Teamarbeit bei Lehrern und Schülern gefragt

           „Merkur“-Serie Teil fünf: Ein Bericht von PETER FROMANN  

 

Schulpflicht muss erfüllt werden: Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) an den Berufsbildenden Schulen Zweibrücken

Zweibrücken (fro). Die Berufsbildenden Schulen (BBS) in Zweibrücken haben für Jugendliche ohne Hauptschulabschluss, seien es Abgänger der achten oder neunten Klassen von Allgemeinbildenden Schulen oder auch Schüler von Förderschulen das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) vorgesehen. Der Besuch ist Pflicht. Falls nach dem Berufsvorbereitungsjahr kein Ausbildungsverhältnis eingegangen wird, ist die Schulpflicht erfüllt.

Zu Problemen kann die Zusammenfassung zu gemeinsamen Klassen mit Schülern verschiedenster Bildungsstufen führen. Frustrationen infolge Über- oder Unterforderung können auftreten. Dem gleich anfangs zu entgegnen, helfen erlebnispädagogische Tage weiter. "So steht am Beginn der Schulzeit eine dreitägige Freizeit in Fischbach, in der sich die Jugendlichen in Gruppen zusammenfinden und Bekanntschaft schließen können. Und auch wir Lehrer gewinnen Aufschluss über Veranlagung und Bildungsstand der Einzelnen", sagt Andreas Schöneweiß, Lehrer für Fachpraxis im BVJ. So dass die Schüler letztendlich zu entsprechenden Klassen zusammengeführt werden können.

Zurzeit gibt es fünf Schulklassen im BVJ an den BBS Zweibrücken: drei im gewerblich-technischen Bereich und zwei im hauswirtschaftlichen-sozialpflegerischen Bereich. Das Alter der Schüler bewegt sich zwischen 14 und 17 Jahren. Besonders schwierig kann sich der Unterricht mit Aussiedlerkindern und Ausländern gestalten, wenn sie der deutschen Sprache nicht mächtig sind.

"Oft sind die Lernschwierigkeiten durch häusliche Missstände bedingt, mitunter auch durch Suchtprobleme, sei es Alkohol oder Rauschgift in allen Formen", sagt Sozialpädagogin Andrea Bölke. Sie ist seit acht Jahren an der Schule tätig. Studiendirektorin Hildegard Knauf kann bestätigen, dass sich die Verhältnisse seither erheblich gebessert haben. Sobald die Schüler sich zu einem Gespräch öffnen, ist der erste, schwerste Schritt getan. So machen Sucht- und Drogenprävention einen guten Teil der Schularbeit aus. Zur Pädagogik gehören zum Beispiel Besuche der Entzugsklinik in Landau, Veranstaltungen zusammen mit der Polizei und überhaupt die gesamte Sozialarbeit, die vom Jugendamt mitgetragen und gefördert wird. "Gespräche mit Suchtpatienten in Landau, die sich im gleichen Alter befinden und die gleiche Sprache sprechen wie die Schüler, wirken erheblich nachdrücklicher als das bloße Dozieren", betont Bölke.

Unter bestimmten Voraussetzungen erhalten die Schüler dieses Bildungsganges ein Abschluss-Zeugnis, das die Berufsreife (Hauptschulabschluss) einschließt, beziehungsweise den Bildungsstand eines gleichwertigen Abschlusses bescheinigt. Der Unterricht in diesen Klassen stellt an das Lehrpersonal besondere Anforderungen. "Man muss der Typ dafür sein", sagt Andreas Schöneweiß. Jung und robust in jeder Beziehung zu sein ist schon einmal eine gute Voraussetzung, und nur Stoffvermittler sind sicher hier falsch am Platz. Teamarbeit ist gefragt. Denn nur die Bündelung der Energien ist das richtige Rezept und hilft allen weiter. "Die Lehrer hier im Berufsvorbereitungsjahr bilden ein gutes Team", bestätigt der Lehrer für Fachpraxis. Und dazu gehört auch Andrea Bölke.

 

Weitere Informationen über die Berufsbildene Schule finden Sie
 unter der Telefonnummer (06332) 92 460 und im Internet unter
  www.bbs-zw.de oder einfach hier klicken => BBS Zweibrücken

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