Wissenswertes rund ums Kaninchen                       


Unterschied zwischen Kaninchen und Hasen
Besondere Merkmale der Kaninchen und Hasen
Das kleine Feldhäschen
 


Hase oder Kaninchen ?

Das Kaninchen und der Feldhase wurden oft schon miteinander verwechselt. Selbst die Römer und Griechen schrieben immer wieder dem Kaninchen Eigenschaften des Feldhasen zu und umgekehrt. Beide Arten gehören zwar zur selben Familie der Hasenartigen, sind aber sowohl in der Lebensweise als auch im Körperbau verschieden. Auch wenn das "Europäische Wildkaninchen" (Oryctolagus cuniculus) und der "Europäische Feldhase" (Lepus europaeus) sich rein äußerlich sehr gleichen, so bestehen doch große Unterschiede in der Art der Fortpflanzung und der Lebensweise.  Das ergibt sich aus der unterschiedlichen Chromosomenzahl. Das Kaninchen hat 44 und der Feldhase 48 Chromosomen. Nachwuchszeugung ist damit untereinander ausgeschlossen.

Alle Langohren, die wir aus der Heimtierhaltung kennen, auch wenn sie als Stallhase, Häsin oder Zwerghase bezeichnet werden - sind Kaninchen. Echte Hasen werden nicht als Heimtiere gehalten.

Die Unterschiede werden in der folgenden Tabelle gegenübergestellt.
 

 

Unterschied  zwischen 

   Wildkaninchen und  Feldhase
Der Unterschied
zwischen Hase
und Kaninchen
ist so groß wie der zwischen einem Apfel
und einer Birne.
                 
Wildkaninchen
Oryctolagus cuniculus
Feldhase
Lepus europaeus
Körperbau

 


Klein, gedrungen
Gewicht zwischen 1,5 - 2,5 kg
Fell: Oberseite grau-braun, an der Unterseite weiß.
Kurzes Stehohr mit schmalem schwarzem Rand, Ohrlänge ca. 6 bis 8 cm
 
Groß, schlank, langbeinig
Gewicht zwischen 4 - 6 kg
Fell: Oberseite erdbraun (Tarnung), an der Unterseite weiß. Lange Ohren (Löffel) mit schwarzen Rändern, Ohrlänge ca. 12 bis 14 cm.
Große bernsteinfarbene Augen, die seitlich am Kopf sitzen, so dass der Hase nach hinten sehen kann, ohne den Kopf zu drehen.
Lebensweise Graben Erdbauten, in denen sie ruhen und ihre Jungen aufziehen.
Leben auf überschaubarer Fläche.
Lebt in der freien Feldflur. Sein  Ruhelager ist die Sasse, eine flache Erdmulde,
Der Feldhase hat ein sehr großes Revier.
Vorkommen

 

 

Wildkaninchen findet man auf der ganzen Welt. Sie können sich bei günstigen Bedingungen so stark vermehren, dass sie zur Plage werden können. Im Saarland leben Wildkaninchen überall dort, wo die Böden ihnen das Graben leicht machen. Nur der Bliesgau mit seinen schweren Muschelkalkböden und die Wälder im Nordsaarland auf Taunusquarzit sind kaninchenfrei. Aber auch ansonsten ist das Saarland wegen seiner durchweg mittelschweren Böden kein Kaninchenparadies. In Deutschland ist der Feldhase fast flächendeckend verbreitet, aber wegen stetig schwindendem Bestand als gefährdet eingestuft auf der Roten Liste.  
Als ursprünglicher Steppenbewohner ist er ein sehr anpassungsfähiges Tier, das heute in unserer Kulturlandschaft lebt.
Fluchtverhalten Kaninchen sind Fluchttiere, die ihren Feinden meist nach einer kurzen, schnellen Flucht in ihren Bau entkommen. Sie sind Kurzsprinter.

Hasen sind Langsteckenläufer und entkommen ihren Feinden, indem sie schnell und weit laufen.

Fortpflanzung

 

 

pro Jahr 6 bis 7 Würfe mit je etwa 8 nackten und blinden Jungen

je Jahr etwa 4 Würfe mit einem oder mehreren Jungen, die sehend und behaart geboren werden

Geschlechtsreife ab der 10 Lebenswoche mit 7 Monaten
Trächtigkeitsdauer 30 bis 32 Tage 40 bis 42 Tage
Jungtierverhalten Jungen sind Nesthocker Jungen sind Nestflüchter
Sozialverhalten gesellig,
lebt in Kolonien mit Artgenossen
Einzelgänger, nur zur Paarungszeit suchen sie Artgenossen auf.
Chromosomenzahl 44 48
Anatomie Hinterhauptbein ist ein selbständiger Knochen,
myoglobinarmes (= weißes) Fleisch
Hinterhauptbein ist mit dem Scheitelbein verwachsen, myoglobinreiches (= rotes) Fleisch
Wichtig Wildkaninchen sind die Vorfahren der domestizierten Hauskaninchen.  Durch selektive Zucht nach Größe, Farbe und Haarstruktur sind viele unterscheidbare Rassen entstanden (ca. 400 Rassen/Farbenschläge). Hasen werden nicht als Haustiere gehalten, sie dürfen auch nicht aus der Natur entnommen werden. Sie stehen unter Naturschutz,  dürfen aber vom 1. Oktober bis zum 15. Januar gejagt werden.
 

Besondere Merkmale der Kaninchen und Hasen

  • Pflanzenfresser. Hasentiere nehmen ausschließlich pflanzliche Nahrung zu sich. Sie bevorzugen Gräser, Kräuter, Feldfrüchte, Getreidepflanzen, Rinde und junge Triebe von Gehölzen.

  • Zahnwachstum. Die Kaninchenzähne sind dazu angepasst, auch harte Nahrung zu zerkleinern. Neben den Backenzähnen haben Hasentiere im Ober- und Unterkiefer die großen vorderen, zum Nagen geeigneten Schneidezähne. Charakteristisch ist die zweite Zahnreihe, kleine Stiftzähnchen, die hinter den beiden Schneidezähnen im Oberkiefer sitzen. Die  Schneidezähne nutzen sich beim Zerkleinern des Futters und den Mahlbewegungen ab, wachsen aber entsprechend ihrer Abnutzung nach, wie spezielle Studien gezeigt haben. Die Abnutzung der Zähne und somit das Zahnwachstum sind von der Struktur und der Härte des Futters abhängig. Bei der Fütterung mit hartem Futter (Körner u.a.) wachsen die Schneidezähne täglich 0,2 bis 0,5 mm und bei der Ernährung mit weichem Futter (Getreideschrot, gekochte Kartoffeln) nur 0,01 - 0,11 mm. Die Backenzähne sind wurzellos.

  • Zahnabnutzung. Wichtig für eine vernünftige Abnutzung der Zähne ist eine kaninchengerechte Ernährung. Gräser, Kräuter und Heu enthalten die wichtige Kieselsäure ebenso wie verschiedene andere Stoffe (z.B. Lignin), die dem Zahnabrieb dienen. Je länger ein Kaninchen zu kauen hat, desto größer ist der Erfolg. Am längsten gekaut werden langfasrige Futtermittel. Frische Gräser und Kräuter sind besonders effektiv für die Abnutzung der Zähne, weil sie lange und viel gekaut werden und von ihrer Struktur und Zusammensetzung den Bedürfnissen des Kaninchens entsprechen. Ohne diese artgerechte Fütterung kann es zu Verdauungsproblemen kommen.
    Neben dem Schmirgeleffekt der kleinen Kieselsäure-Kristalle und dem Gegeneinanderreiben der Zähne beim Kauvorgang können insbesondere die Schneidezähne auch durch das Kaninchen selbst abgenutzt werden. Durch Aufeinanderreiben der Zähne können diese auf die passende Länge geschliffen werden.

  • Caecotrophie. Die Besonderheit des Verdauungsablaufs bei Kaninchen nennt man Caecotrophie. Kaninchen und Hasen scheiden neben den hasentypischen festen Kotbällchen während Ruheperioden eine zweite Form von Kot, den so genannten Blinddarmkot (Caecotrophe), aus. Es sind kleinere, feuchte, in Schleim eingehüllte, schwach geformte Kügelchen, die das Kaninchen regelmäßig schon während der Ausscheidung direkt vom After weg unzerkaut verschluckt. Diese spezielle Form des Kotfressens stellt keine Anomalie dar, sondern ist ein natürliches Verhalten. Der Blinddarmkot versorgt das Kaninchen mit lebensnotwendigen Vitaminen (B12), Wirkstoffen (Niacin, Riboflavin), und Eiweißbausteinen (Aminosäuren). Darüber hinaus fördert der aufgenommene Blinddarmkot die Magen- und Darmverdauung, dient als Transporthilfe und verbessert die Rohfaser- und Proteinverwertung.

    Die aufgenommenen Kotbällchen werden zunächst im vorderen Fundusteil des Magens  gespeichert, wo sie, von einer Membran umhüllt, für mehrere Stunden weiter bakteriell vergoren werden. Dabei entsteht unter anderem Milchsäure. Der Fundus der Tiere fungiert also in ähnlicher Weise wie der Pansen der Wiederkäuer als Gärkammer. Erst später werden die restlichen Caecotrophe nach und nach mit dem übrigen Mageninhalt verdaut.

    Der Vorteil dieses Verhaltens liegt in der besseren Verwertung der Nahrung. Das Material dieser Kügelchen stammt aus dem Blinddarm, wo es bereits einer bakteriellen Vergärung unterworfen wurde. Es ist wesentlich eiweiß-  und bakterienreicher als der normale Kot. Die zweimalige Passage von 80 bis 100 Prozent der Nahrung durch den Darmkanal und die damit verbundene bessere Ausnutzung der von den Bakterien aufgeschlossenen Nahrung ist für die Ernährung der Tiere von entscheidender Bedeutung.

     

  • Fell. Kaninchen besitzen ein ziemlich dichtes, weiches Fell mit vollständig behaarten Füßen. Wir unterscheiden verschiedene Haararten: Unterhaar, Deckhaar, Grannenhaar sowie Tast- und Spürhaar. Auf den Fußsohlen sind die Haare fester in der Struktur und im Querschnitt nicht rund wie das übrige Haar, sondern quadratisch. Für das Wildkaninchen ist das erdbraune Fell eine hervorragende Tarnung im verdorrten Gras.

  • Augen. Die seitliche Anordnung der Augen ist typisch für ein Fluchttier, das auf gute Rundumsicht angewiesen ist.

  • Schwanz. Der Schwanz, meist Blume genannt,  ist kurz, behaart und  buschig, beim Pfeifhasen nicht sichtbar.

  • Ohren. Die Ohrmuscheln sind groß, das Gehör ist hoch entwickelt.

  • Gehirn. Das Gehirn ist primitiv.

  • Fluchtschlag. Anders als Nagetiere können Hasentiere mit ihren Vorderpfoten nicht greifen. Dagegen sind sie in der Lage, mit den Hinterpfoten heftige Schläge auszuteilen. Wenn sich Kaninchen bedroht fühlen, schlagen sie mit den Hinterläufen auf den Boden (Fluchtschlag), um die anderen in der Kaninchengruppe zu warnen. 

  • Nasenblinzeln. Eine typische Verhaltensweise ist das Nasenblinzeln. Die mit einer Fellfalte bedeckten Nüstern werden rhythmisch zurückgezogen.

  • Geruchssinn. Durch den feinen Geruchssinn können sich Kaninchen in ihrer Gruppe gegenseitig am Geruch erkennen.

  • Strecken. Hasen und Kaninchen strecken sich wie Raubtiere.


Feldhäschen Poppel erzählt seine Geschichte

Am frühen Morgen des 18. Mai 2002, es ist Pfingstsamstag, ein Rest meiner Nabelschnur ist noch zu fühlen, nimmt mein Schicksal einen außergewöhnlichen Lauf. Riesige, lärmende Mähmaschinen und große Traktoren mit Ladeanhängern fahren unentwegt ihre Bahnen, rauben mir und vielen anderen die lebensnotwendige Deckung, machen unseren Lebensraum von einer auf die andere Stunde unbewohnbar.


18. Mai 2002

Auf der Weide bei der Rinderherde hätte ich noch eine Überlebenschance, aber vor den vielen trampelnden Hufen habe ich ungeheure Angst und flüchte durch den Maschendraht in einen angrenzenden Hausgarten. Dort entdeckt mich im Gras gegen 9.30 Uhr als erstes ein Huhn, das durch sein neugieriges Verhalten den Hausbesitzer auf mich aufmerksam macht. Es ist der Webmaster der Bliesdalheimer Internetseite, die Seite mit dem Dalemer Hasen.


18. Mai 2002

Während ich kurze Zeit später im Wohnzimmer gemütlich auf dem Teppich sitze, wo mir auch der einsetzende Regen nichts anhaben kann, findet meine Pflegefamilie bereits nützliche Informationen im Netz über das Aufpäppeln von jungen Feldhasen von Kerstin Slomianka. Um die Mittagszeit gibt's schon die erste warme Flaschen-Mahlzeit für mich.


19. Mai 2002

Pfingstsonntag. Das Saugen aus der Einwegspritze mit übergestülptem Fahrrad-Ventilschlauch war nur eine Verlegenheitslösung, denn mit dem Trinkfläschchen aus der Tierarztpraxis geht's viel besser. Ein hohes Maß an Geduld habe ich meiner Pflegemutter abverlangt bis ich mich schließlich an den Gummisauger gewöhnt hatte. Die  Katzenaufzucht-Milch schmeckt gar nicht mal so schlecht und Fencheltee bekomme ich auch eingeflößt.


19. Mai 2002

Ein Drittel meines Körpergewichtes soll ich täglich als Milch zu mir nehmen, aufgeteilt in kleine Rationen, die ich alle zwei bis drei Stunden bekomme. Meine Mutter würde mich nur einmal am Tag säugen.
Am Anfang läuft noch einiges daneben wie man sieht, aber es geht von mal zu mal besser. Nach zwei Tagen habe ich 20 Gramm zugenommen, wiege 140 Gramm und bin schon fast so groß wie das Trinkfläschchen  (10 cm).


24. Mai 2002

Der kleine David interessiert sich sehr für mich und hilft auch gerne beim Füttern. Dank meines großen Appetits habe ich mich zu einem guten Trinker entwickelt und sauge stets mein Fläschchen bis auf den letzten Tropfen aus, fünf bis sechs mal am Tag.


24. Mai 2002

Gesund und munter stelle ich meine Lebendigkeit wann immer es geht unter Beweis, in der Wohnung ebenso wie im Wiesengarten. Ansonsten schlafe ich noch viel und finde in meiner kleinen Box die nötige Ruhe.


26. Mai 2004

Genau acht Tage "wohne" ich nun hier und kenne mich in jedem Winkel bestens aus. Mein Gewicht habe ich verdoppelt, wiege 240 Gramm und bin jetzt auch viel größer als mein allerliebstes Milchfläschchen.



7. Juni 2002

Im zarten Alter von drei Wochen, sind meine Löffel schon ganz schön lang gewachsen.  Zusätzlich zu den Milchmahlzeiten fresse ich gerne auch frisches Grün, am liebsten Kleeblätter und -blüten.


13. Juni 2002

Der alt-bewährte Kükenlaufstall wurde für mich hergerichtet, so dass ich mehr an der frischen Luft sein darf. Sennenhündin Sandy beobachtet mich ständig. Ob sie auf mich aufpasst?  


18. Juni 2002

Genau einen Monat lebe ich nun hier wohlbehütet auf dem Rech in Bliesdalheim und bekomme immer noch zwei bis drei mal täglich mein Fläschchen, obwohl die Säugezeit normalerweise jetzt zu Ende geht. Aber die Rationen werden immer kleiner.


20. Juni 2002

Nach belieben kann ich frisches Grün genießen, in jener Wiese, in die ich mich als Winzling gerettet habe. Außerdem bietet der Garten manches was mir besonders gut schmeckt. Ganz gerne fresse ich auch ein paar Getreidekörnchen.


7. Juli 2002

Sandy lässt mich nicht aus den Augen. Gerne würde ich mit ihr über die Wiesen jagen und Haken schlagen. Aber wer weiß, wie das Treiben enden würde?


8. August 2002

Eva, Klara und Darius sehen hin und wieder nach mir und reichen mir frische Löwenzahn- und Kleeblätter, die ich gerne aus der Hand fresse. 


24. August 2002

Wenn Sandy im Haus ist, gehört mir der ganze Garten. So wie heute Abend wieder, da durfte ich nach Herzenslust rennen und alles beschnuppern. David hat sich mit mir gefreut und die Gelegenheit genutzt mich zu füttern und zu streicheln. 

Im September wurde mein Freiheitsdrang immer größer, so dass ich vor allem in den Dämmerungsstunden unentwegt am langen Gartenzaun hin und her lief und eine Lücke suchte. Die Unruhe wurde schließlich so stark, dass meine Pflegefamilie mir die ersehnte Freiheit zurückgegeben hat - mit gemischten Gefühlen, wie ich beim Abschied spüren konnte.

 

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